Tyros liegt im Südlibanon an der Mittelmeerküste. Es war eine der wichtigsten Hafenstädte der Phönizier. Zu Zeiten der Phönizier lag das antike Tyros auf einer kleinen Insel vor der Küste. Tyros bedeutet auf Phönizisch „Felsen“ (arabisch Sur oder auch Sour). Die Ursprünge von Tyros reichen fast 4.000 Jahre zurück.
Im 12.Jahrhundert war Tyros einer der wichtigsten Handelsplätze im Mittelmeergebiet.

Von Tyros aus dehnten die Phönizier ihre Einflusssphäre bis Sardinien, Nordafrika rund um das antike Karthago, Spanien und vielleicht sogar bis zu den Kanarischen und Britischen Inseln aus. Ende des ersten Jahrtausends v.Chr. Stellten die Phönizier von Tyros aus Arbeitskräfte und Baumaterial für den Tempel Salomons in Jerusalem. Unter den Assyrern und Babyloniern verlor Tyros seine Selbständigkeit, und die Griechen verdrängten die Phönizier allmählich als Seemacht im Mittelmeer zurück.

Die Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte legten Fundamente und teilweise erhaltene Gebäude aus griechischer und römischer Zeit in Tyros frei. Später wurde Tyros von den Arabern erobert, dann folgten im Mittelalter die Seldschuken und wenige Jahre später die Kreuzritter. In der Kathedrale von Tyros sollen auch die Gebeine von Kaiser Friedrich Barbarossa, der auf dem dritten Kreuzzug starb, aufbewahrt werden. Tyrus ist bis heute noch Erzbistum der römisch-katholischen Kirche.

Die Ausgrabungen werden von der libanesischen Altertumsverwaltung durchgeführt. Neben den Ruinen aus der römischen Epoche stieß man dabei auf einen mehr als 3.000 Jahre alten Friedhof der Phönizier mit Krügen und Schmuck als Grabbeigaben und Steinen mit Inschriften.

Sehenswert sind die Bauwerke der Römer, darunter ein Hippodrom und eine Nekropole. Daher wurde Tyros 1979 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Die Altstadt soll darüber hinaus durch die Haager Konvention vor Zerstörungen durch die Konfliktparteien im libanesischen Bürgerkrieg schützen. Nichtsdestotrotz wurde Teile der Stadt durch die Bombardements der israelischen Luftwaffe 2006 zerstört. Die libanesische Regierung bemüht sich inzwischen, den Plünderungen und Zerstörungen während des Bürgerkriegs Einhalt zu gebieten. Seit dem Zweiten Weltkriegen liegen in der Umgebung von Tyros mehrerer Flüchtlingslager der Palästinenser.

Die Ruinen der antiken Stätten, die teilweise wieder freigelegt wurden, verteilen sich auf drei Areale:

  • Die Insel der Phönizier. Neben den Kolonnaden einer Sportstätte der griechischen Athleten und den Molen des alten Hafens wurden hier Ruinen aus der griechischen, römischen und byzantinischen Periode ausgegraben. Es gibt einige gut erhaltene Mosaiken und Bäder.
  • Die Kathedrale der Kreuzfahrer bildet den Mittelpunkt des zweiten Bereiches. Nur die unteren Fundamente und Säulen aus Granit stammen aber noch aus der Zeit der Kreuzritter. Unter diesen stieß man auf Straßen aus römischer und byzantinischer Zeit.
  • Die bereits erwähnte Nekropole liegt zusammen mit einem Triumphbogen und dem Hippodrom, der größten Pferderennbahn ihrer Zeit, auf dem dritten Areal.